Erst kürzlich sorgte Sturmtief Filomena in Spanien für das schlimmste Unwetter der letzten 50 Jahre: Das Land verzeichnete einen Kälterekord von -35,8 Grad und die Schneemassen krempelten den spanischen Alltag um. Und auch hierzulande hüllte Tief Lisa zum Jahresbeginn das Land in ein weißes Kleid und sorgt für eine Menge Schneechaos.
Schneestürme und Kälte können für erhebliche Schäden an der Verkehrsinfrastruktur, aber auch an Gebäuden und Anlagen sowie der Energie- und Wasserversorgung verantwortlich sein. So ergab sich im Dezember 2009, nachdem Tief Viencent in Deutschland, Großbritannien und Frankreich Temperaturen von bis zu -30 Grad nach sich zog, eine Schadsumme von insgesamt mehr als eine Milliarde Euro. Während der Schneekatastrophe im Februar 2006 in Zentraleuropa stürzten mehrere Gebäude in sich zusammen – die Schadenhöhe betrug etwa 800 Millionen Euro.
„Wenn es darum geht, das Unternehmen samt Gebäude und Einrichtung vor Schnee- und Kälteschäden zu schützen, dann sind Proaktivität und Vorbereitungsmaßnahmen entscheidend. Ist ein Unternehmen nicht ausreichend auf schwere Schneefälle oder eisige Temperaturen vorbereitet, dann sehen sie sich bald langfristigen Konsequenzen wie Gebäudeschäden, Betriebsausfällen und Umsatzverlusten gegenüber“, so Hannah Witzel, Client Service Manager bei FM Global, dem Spezialisten für Industrieversicherungen. „Angesammelte Schneemengen können zu Dacheinbrüchen führen, was wiederum in beschädigten oder vollkommen zerstörten Maschinen, Produkten, Versorgungssystemen und Dokumenten resultiert – ganz zu schweigen vom Risiko, dem Mitarbeiter, Kunden und sogar die Supply Chain ausgesetzt werden.“
Die Gefahr des winterlichen Wetters liegt nicht nur im Schneefall und frostigen Temperaturen allein: Schneestürme sind oftmals mit hohen Windstärken verbunden und können Überschwemmungen nach sich ziehen, sobald der Schnee schmilzt. Eine gute Vorbereitung und Resilienz sind daher unerlässlich – und das nicht erst im akuten Ernstfall. Deshalb hat FM Global einige wichtige Handlungsvorschläge formuliert, mit denen Unternehmen das Risiko senken können.
1. Bestehende Schäden aufnehmen und Energieversorgungssysteme prüfen
Bereits existierende Schwachstellen können durch Schnee, Eis und Regen verschlimmert werden und sich zu Schäden entwickeln. Im Idealfall noch vor Wintereinbruch, spätestens aber im Laufe der Saison sollte daher jedes Unternehmen einen Schwachstellen-Check an sämtlichen Unternehmensgebäuden – besonders den Dächern – vornehmen. Ansonsten drohen diese unter der Last von Schnee und Wasser zusammenzubrechen. Daher sollten nicht nur die Dächer regelmäßig begutachtet und instandgehalten werden – es gehört ebenfalls dazu, für eine vollfunktionsfähige, stets freie Abwasserleitung zu sorgen.
Das beste Mittel gegen klirrende Kälte ist natürlich ausreichend Wärme. Deswegen sollten Unternehmen ebenfalls ihre Heizanlagen rechtzeitig prüfen. Dies verhindert, dass Anlagen oder andere Objekte wie zum Beispiel Wasser- oder Abflussrohre sowie Sprinkleranlagen zum Schutz gegen ein ausgebrochenes Feuer einfrieren und Schaden nehmen. Dieser Aspekt ist gerade während der COVID-19 Pandemie besonders relevant geworden, da mehr Anlagen als sonst aufgrund von Produktionsstops geschlossen werden mussten.
2. Auf Überschwemmungen vorbereiten
Weltweit sind Überschwemmungen die häufigsten Schadenverursacher unter den Naturkatastrophen: Zwischen 1980 und 2019 waren sie für etwa 40 Prozent aller Schadenereignisse verantwortlich und verursachten Kosten in Höhe von mehr als eine Billion US-Dollar. Im Winter bzw. Frühjahr steigt das Hochwasserrisiko nach schweren Schnee- und Regenfällen, da die Schneeschmelze den Wasserpegel von Bächen und Flüssen anhebt. Befinden sich Unternehmen in einem Risikogebiet, z. B. in der Nähe eines Flusses, sollten Unternehmen sicherstellen, dass ihr Flood Emergency Response Plan (FERP) bzw. Hochwasser-Notfallplan up-to-date ist. Dieser sollte zum einen Vorgehensweisen bei Prozessunterbrechungen und einen Recovery-Plan beinhalten, zum anderen aber auch aktuelle, Corona-bedingte Entwicklungen wie zum Beispiel ein kleineres Team berücksichtigen. Darüber hinaus sollten betroffene Betriebe physische Maßnahmen ergreifen, sprich: das Bewegen von wichtigen, sensiblen Objekten an einen erhöhten Standort und das (temporäre) Errichten von Dämmen.
3. Das allgemeine Risiko ermitteln
Um sich effektiv auf winterliche Wetterbedingungen vorbereiten zu können, gilt es zu ermitteln, wie stark das Unternehmen dem Schlecht-Wetter-Risiko und dessen Auswirkungen (zum Beispiel in Form von potenziellen Schneeaufschüttungen oder Dachlawinen) ausgesetzt ist. Darauf aufbauend lässt sich ein Plan erstellen, der auf die Identifizierung von Schwachstellen abzielt. Unter anderem folgende Fragen können bei der Ermittlung helfen:
1. Ist bzw. war der Standort in der Vergangenheit von starkem Winterwetter oder Starkwetterereignissen im Frühjahr betroffen?
2. Ist bzw. war der Standort in der Vergangenheit von Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, Eis und/oder einer Schneehöhe von mehreren Zentimetern betroffen?
3. Wird der Betrieb am Wochenende in der Regel eingestellt?
4. Wird durch Prozessanlagen erzeugte Wärme auch zur Versorgung oder Ergänzung der Gebäudewärme verwendet?
5. Sinkt die Gebäudetemperatur, sobald Anlagen ausgeschaltet werden?
Wurde mindestens eine der Fragen mit „ja“ beantwortet, ist bereits das Risiko gegeben, negativ von schwerem Winterwetter betroffen zu sein. Umso wichtiger wird es, sich angemessen auf den Winter und das beginnende Frühjahr mit seinen unvorhersehbaren Wetterbewegungen vorzubereiten und Sicherheitsmaßnamen zu ergreifen.