FRANKFURT AM MAIN/JOHNSTON R.I., 03. SEPTEMBER 2020 – Unternehmen, die keine ausreichenden Vorkehrungen zum Schutz vor Überschwemmungen treffen, müssen in den zwölf Monaten nach einem Hochwasserereignis mit einem deutlichen Rückgang ihres Aktienkurses rechnen. Kommt es infolge von Hochwasserschäden zu Unterbrechungen des Geschäftsbetriebes, verlieren Anleger das Vertrauen in die Managemententscheidungen.

Dies geht aus einer heute veröffentlichten Studie hervor, die von FM Global, einem der weltweit führenden Industriesachversicherer, in Auftrag gegeben und von dem Strategieberatungsunternehmen Pentland Analytics durchgeführt wurde. 71 der weltweit größten börsennotierten Unternehmen, die in den vergangenen Jahren einen direkten finanziellen Schaden infolge eines schwerwiegenden Hochwasserereignisses erlitten hatten, wurden untersucht. Die ausgewählten Unternehmen verzeichneten im Folgejahr einen durchschnittlichen Verlust ihres Unternehmenswertes von fünf Prozent. Dies entspricht einem Betrag von insgesamt 82 Milliarden US-Dollar.

Der Wertverlust kommt hierbei aber nicht durch die direkten Kosten eines Hochwasserschadens zustande, sondern durch die verringerte Erwartungshaltung von Investoren hinsichtlich zukünftiger Cashflows. „Es geht um weitaus mehr als die reinen Sachschäden. Denn Anleger gehen mittlerweile davon aus, dass Schäden infolge von Hochwasser durch entsprechende Schutzvorkehrungen verhindert werden können. Kommt es dennoch zu einem Schaden, wird die Unternehmensführung aufgrund mangelnder Vorbereitung zur Verantwortung gezogen“, erklärt Alexander Lubbadeh, Operations Engineering Manager bei FM Global. „Internationale Auswertungen zeigen deutlich, dass sich unzureichende Schutzmaßnahmen auf den Aktienkurs auswirken können. Auch deutsche Unternehmen sollten daher auf entsprechende Schutzvorkehrungen setzen und sich nicht von verheerenden Stürmen und Überschwemmungen überraschen lassen.“

Tatsächlich stellt Hochwasser auch in der Bundesrepublik eine der häufigsten Schadensursachen dar. So zeigen Daten, die in diesem Zusammenhang von vier technischen Universitäten in den Niederlanden erhoben wurden, dass vier der fünf folgenschwersten Überschwemmungen in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren aufgetreten sind. Mit Schäden in Höhe von insgesamt beinahe 10 Milliarden Euro zogen Überflutungen an der Elbe, Donau und Mulde im Jahr 2002 die höchsten finanziellen Schäden nach sich. Auch die 2013 aufgetretenen Überschwemmungen führten zu Schäden von rund 6,5 Milliarden Euro.
Neben den direkten Schäden spüren betroffene Unternehmen zusätzlich die Auswirkungen indirekter Verluste. So deuten Forschungsergebnisse der Universität Potsdam und des GFZ (Deutsches GeoForschungsZentrum) darauf hin, dass indirekte Auswirkungen im Zusammenhang mit Hochwasserschäden fast vergleichbar mit den Kosten der direkten Sachschäden sind.

„Die Erkenntnisse der von Pentland Analytics durchgeführten Studie untermauern die enorme Bedeutung von Resilienz. Zu dieser Entscheidung gehört eine genau überlegte Auswahl des Unternehmensstandorts sowie die Ausarbeitung einer entsprechenden Notfallplanung. Darüber hinaus spielen bauliche Verstärkungen und Hochwasserbarrieren eine große Rolle. Wesentliche Maschinen und Anlagen sollten außerdem in angemessener Höhe installiert sein“, erläutert Bret Ahnell, Executive Vice President bei FM Global. Auch Dr. Deborah Pretty, Unternehmensgründerin von Pentland Analytics, betont: „Die Wahrnehmung von Investoren hat sich gewandelt. Wurden Schäden infolge von Überschwemmungen früher noch als unglücklicher Umstand angesehen, wird heute die Unternehmensführung verantwortlich gemacht. Anleger beurteilen Unterbrechungen der Geschäftstätigkeit sowie die daraus folgenden langfristigen Verluste, wie Rufschädigungen, verlorene Marktanteile und verpasste Expansionsmöglichkeiten. Im Falle der für die Studie herangezogenen Unternehmen hatten sich die Investoren bereits ein Bild von der Zukunft gemacht – in Form eines fünfprozentigen Kursverlustes. Die für Hochwasserschutz anfallenden Kosten erscheinen demgegenüber verhältnismäßig gering.“

Die aus der aktuellen Studie gewonnenen Erkenntnisse bestätigen die Ergebnisse der Vorläuferstudie, die im vergangenen Jahr die Auswirkungen von Hurrikanen untersuchte. Gleichermaßen geht aus Begleitstudien hervor, dass sich Unternehmen mit entsprechenden Schutzvorkehrungen Wettbewerbsvorteile verschaffen konnten.

„Deutsche und europäische Unternehmen sollten diese Resultate ernst nehmen und die Erfahrungen der in der Studie berücksichtigten US-Unternehmen als Weckruf sehen. Auch hierzulande haben extreme
Wetterlagen in den letzten Jahren zugenommen. Insbesondere Überschwemmungen hatten teils verheerende Auswirkung auf die Bevölkerung und lokal ansässige Unternehmen“, so Lubbadeh.

Methodische Grundlagen
Das unabhängige Analyse- und Beratungsunternehmen Pentland Analytics wählte 71 US-börsennotierte Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 3 Milliarden US-Dollar aus, die nicht im
Finanzsektor aktiv sind und im Rahmen ihrer „Form 10-K“-Jahresberichte eine direkte finanzielle Schädigung infolge von Hochwasser offenlegten. Hierbei war es unerheblich, welches der zehn benannten Ereignisse, das auf einem von vier festgelegten Kontinenten in den vergangenen fünf Jahren verzeichnet wurde, angegeben worden war. In allen Fällen stellten Überschwemmungen die größte Elementargefahr dar und die Ereignisse führten zu Industrieschäden von mehr als einer Milliarde US-Dollar. Im Zuge der Darstellung des Einflusses auf die entsprechenden Aktienkurse führte Pentland Analystics eine Risikobereinigung der Erträge durch. Ferner wurden sämtliche Markteinflüsse aus der Kalkulation entfernt.

FM Global
FM Global (www.fmglobal.de) ist ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit mit einem Bruttoprämienbestand von 5,4 Milliarden US-Dollar. Seit über 180 Jahren bietet FM Global Industrieunternehmen kosteneffiziente Sachversicherungskonzepte und Engineering Solutions, die darauf ausgerichtet sind, die betriebsspezifischen Risiken des Kunden zu minimieren und Schäden zu vermeiden. Über seinen Standort in Frankfurt am Main betreut FM Global seine deutschen Industriekunden sowie weitere internationale Großkunden mit Niederlassungen in Deutschland.